Fotos: Detlef Anders
Mit Schneefrau und Pokal
BEHINDERTENSPORT Das Maskottchender 25.Landeswinterspielein Friedrichsbrunn bekommt eine Partnerin. Die Gastgeber vom BRSV Sine Cura Quedlinburg gewinnen.
VON DETLEF ANDERS
FRIEDRICHSBRUNN/MZ – „Wollt ihr, dass der Schneemann eine Schneefrau bekommt?“ Was für eine Frage – ein 250-faches „Jaaaaa“ war die Antwort, als am Mittwochvormittag die Winterspiele des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Sachsen-Anhalt (BSSA) in Friedrichsbrunn eröffnet wurden. Der BSSA richtet diese Landeswin- terspiele mit Hilfe des BRSV Sine Cura Quedlinburg, des Kreissportbundes Harz und vieler weiterer Helfer bereits zum 25. Mal aus.
Am Mittwoch waren Schüler aus 22 Schulen und Einrichtungen für Kinder mit geistiger Behinderung aus ganz Sachsen-Anhalt gekommen, um sich im Eisstockschießen, Schneeball-Zielwerfen und Rodeln zu messen. Außerdem wartete ein noch umfangreicheres Rahmenprogramm mit Überraschungen zum Jubiläum. Am Donnerstag werden die Wettkämpfe dann von 263 Sportlern aus 21 Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung fortgesetzt.
Die Eröffnung hatte in diesem Jahr einen kulturellen Teil bekommen. Die Sportgruppe Rhythmische Gymnastik und Tanz des BRSV Sine Cura führte auf der Bühne einen Schneeflöckchentanz auf. Den obligatorischen „Schneewalzer“ des Schneemanns als lang- jähriges Maskottchen der Winter- spiele tanzte der Mann in Weiß diesmal nicht mit BSSA-Geschäftsführerin Andrea Holz, sondern mit seiner neuen Schneefrau.
Petra Klingner, die Vorsitzende des Quedlinburger Sportvereins, lobte die Nähwerkstatt des VHS- Bildungswerkes um Sonia Heicke, die auch die Schneeflöckchen-Kostüme kreierte. Auf der Bühne war zudem neue Dekoration zu sehen. Zum Abschluss des Tages gab es nach der Siegerehrung auch noch Schneeflocken zum Mitnehmen – 280 weiße Luftballons, die zuvor in einem großen Netz über den Kindern an der Decke des Friedrichsbrunner Gemeinschaftshauses schwebten. Im Programm verankert waren Gruppenfotos der Teilnehmer in einem echten Bob, den der BRC Ilsenburg zur Verfügung stellte. Petra Gregor aus Gernrode machte die Profi-Aufnahmen.
Aus Blankenburg war die Chefin des Rodelclubs gekommen. Karin Hüfner, die Mutter der Olympiasiegerin Tatjana Hüfner, die am Wochenende zum fünften Mal Weltmeisterin wurde, zeigte in Friedrichsbrunn Trainingsschlitten und echte Rennrodel, auf denen die Blankenburger fahren.
Die Kinder freuten sich riesig über die winterlichen Bedingungen. „Wir sind zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder dabei. Vor allem freuen sie sich über den Schnee“, sagte Silke Krug, Sportlehrerin der Schule am Park in Wolmirsleben bei Staßfurt. „Als sie den Schnee sahen, je näher wir Friedrichsbrunn kamen, da war der Jubel da.“ Bei ihnen liege ja schließlich kein Schnee, erklärte ein Mädchen. Fatima Kunze aus der Sine-Cura-Schule Quedlinburg, gestand, dass sie erst das zweite Mal dabei war. „Als ich klein war, da bin ich mal in ein Gebüsch gefahren. Dann hatte ich so was von Angst“, meinte die Quedlinburgerin, nachdem sie Mut bewies und wieder zum Rodeln antrat, glücklich lächelnd und „froh, wieder oben zu sein“. Andere schrien lautstark ihre Freude hinaus, so wie Sophie Moosdorf, oder halfen Schulkameradinnen beim ungewohnten Lenken des Rodels, wie Jan-Steven Rost bei Shirley Dölle. Dennoch mussten viele ihren Schlitten nach der Fahrt in einen der Schneehaufen am Rand der Strecke per Hand wieder richten.
„Wenn ihr euch ganz doll an- strengt, dann könnt ihr auch Weltmeister werden“, gab Henning Rü- he, der Präsident des Kreissportbundes Harz, den Teilnehmern mit Hin- weis auf Tatjana Hüfner und Toni Eggert, der am Wochenende mit Sascha Benecken im Doppelsitzer
Weltmeister wurde, auf den Weg. Astrid Wessler von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt übergab den Veranstaltern einen Scheck in Form von Schneebällen in Höhe von 10 000 Euro. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, Menschen mit Behinderungen zu unterstützen und ihnen die Integration in die Gesellschaft und den normalen Alltag zu erleichtern“, zitierte sie Geschäftsführerin Maren Sieb. Unterstützung gab es auch von Mitgas, der Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg, der Koba des Landkreises Harz, dem VHS Bildungswerk Blankenburg, Schülern der Fach- schule Sozialpädagogik der Heinrich-Mette-Schule Quedlinburg und der Grundschule Friedrichsbrunn, sowie vom Seniorenclub und Kegelverein Friedrichsbrunn.
Über den Wanderpokal und eine große Torte mit einem kleinen Schneemann-Paar als Siegerprämie zum Jubiläum freuten sich am Mittwoch die Gastgeber des BRSV Sine Cura. „Das war wirklich doppelte Freude“, gestand Petra Kling- ner. Sie machte die Trainingsgruppe Bosseln für den Erfolg verantwortlich, die viele Medaillen holte.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 2. Februar 2017
Fotos: Detlef Anders